Schönheitskult

Männer und Frauen ihrer Zeit schwärmten von der Schönheit Elisabeths, waren aber ebenso angezogen von ihrer Anmut, Ausstrahlung und der geheimnisvollen Aura, die die Kaiserin umgab. Elisabeth gilt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit und war sich dessen durchaus bewusst. Ihre Schönheitspflege nahm einen Großteil ihres Tagesablaufes ein. Besonders stolz war Elisabeth auf ihr dichtes Haar. Ihrer Zeit voraus verfolgte sie einen regelrechten Körperkult, trieb viel Sport und achtete sehr auf ihre Figur. Durch strenge Diäten und enge Korsetts brachte sie ihre Wespentaille (46 cm) in Form und wurde zu einer modischen Ikone. Im Gegensatz zu anderen Frauen ihrer Zeit lehnte Elisabeth starke Schminke oder Parfum strikt ab. Sie legte großen Wert auf Natürlichkeit und nur ihre Haarpracht wurde mit Duftessenzen besprüht.

Haarkult


Die Meisterin, die das kaiserliche Haar betreute, hieß Fanny (Franziska) Angerer (verh. Feifalik, später Hofrätin) und war Friseurin am Wiener Burgtheater. Dort waren der Kaiserin die phantasievollen Frisuren der Schauspielerinnen aufgefallen, und sie hatte die Friseurin kurzerhand abgeworben. Fanny Angerer war auch die Schöpferin der „Steckbrieffrisur“, die in der Familie der Kaiserin unter ihren Schwestern und an anderen europäischen Höfen kopiert wurde.

Das Waschen der Haare dauerte meist einen ganzen Tag und geschah etwa alle drei Wochen mit immer neuen Essenzen (bevorzugt Cognac und Ei). Elisabeth konnte jähzornig werden, wenn ihre Friseurin ihr einen Kamm mit ausgefallenen Haaren zeigte. Diese Haare wurden dann mit List an der Innenseite des Rockes der Friseurin mit Hilfe von Klebemittel versteckt. Sisi benutzte die Haarkünstlerin auch als Doppelgängerin, was allerdings nur im Ausland möglich war, wo man sie weniger gut kannte.

Elisabeth erhielt anlässlich ihrer Hochzeit ein Sternen-Diadem und funktionierte es für ihre Zwecke um. Die Sterne waren etwa 3,5 cm groß, gewölbt und üppig mit großen Diamanten besetzt, es gab sie mit zehn sowie zwölf Strahlen je Stern. Einige Sterne, die die Kaiserin an Hofdamen verschenkte, befinden sich bis heute im Besitz von deren Nachkommen.

Diät


Kaiserin Elisabeth aß relativ wenig. Mit Orangendiät, Eidiät, Milchdiät, gesalzenem rohem Eiweiß statt eines Mittagessens und hin und wieder einem Veilcheneis[3] hielt sie ihr Körpergewicht konstant. Sie ließ sich aus gepresstem Kalbfleischsaft Brühe kochen. Ihr Gewicht wurde dreimal täglich kontrolliert und in einer Liste eingetragen. Bei einer Körpergröße von 172 cm wollte sie 50 kg nicht überschreiten. Auch der Umfang von Taille, Schenkeln und Waden wurde genau gemessen. Während ihres Jagdaufenthaltes in England 1878 ließ die Kaiserin ihrer besten Freundin Ida Ferenczy über ihre Hofdame Marie Festetics in einem Brief vom 30. Januar ausrichten, „dass sie jetzt riesigen Appetit hat und derart viel isst, dass sie wie ein Boa Constrictor am Sofa liegt“. Infolge der Fastenkuren traten Hungerödeme auf. Um die Jugend ihres Gesichtes zu erhalten, legte sie sich über Nacht gepresstes Rindfleisch ins Gesicht. Das war zu dieser Zeit nichts Ungewöhnliches; viele Frauen griffen damals zu diesen Maßnahmen.

Aufgrund der Diäten und ihrer Vorliebe für Sport wird von manchen behauptet, dass Elisabeth an einer Anorexia nervosa (Magersucht) gelitten habe. Diese Behauptung gründet sich darauf, dass sie strikt auf ihr Gewicht achtete und Sport trieb, obwohl sie mit einem Body-Mass-Index von 16,9 bereits mäßig untergewichtig war. Berichte, nach denen Elisabeth gern gegessen haben soll und vor allem Süßigkeiten, die sie beim k.u.k. Hoflieferanten Demel oder beim Café Sacher bestellte, und deftige Speisen bevorzugte, können als glaubwürdig gelten, da Elisabeth diese Speisen selten zu sich genommen haben soll und sie anschließend stundenlang wanderte und Gymnastik machte. Sie hielt an einem mäßigen Untergewicht fest. Zu den Zeiten, in denen sie fast jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte, zeigten sich auch Anzeichen von Depressionen. Dies wird besonders für die ersten Ehejahre und die Jahre nach dem Selbstmord ihres Sohnes angenommen.

Turnübungen


Um ihre Figur zu erhalten und wegen ihrer inneren Unruhe unternahm sie zeitweise täglich lange Wanderungen in schnellem Tempo, bei denen ihre Hofdamen regelmäßig kaum mithalten konnten. Außerdem gab es in jedem ihrer Domizile Turnzimmer mit verschiedenen Geräten, mit Ringen, Reck und Hantel. In den Räumlichkeiten der Wiener Hofburg sind die Turngeräte auch heute noch zu besichtigen.





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